Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds

Name: Nathalie
Alter: 21 Jahre
Studiengang: Mathematik (B.A.)
Semester: 4. Semester
Universität: Freie Universität Berlin

Förderungswerk: Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds

Logo des Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds (Grafik: KGSF)

 
 
Wie bist du auf die Idee gekommen, dich beim Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds zu bewerben?
Ich habe mich erst einmal ganz ahnungslos ins Studium gestürzt, darum habe ich meinen BAföG-Antrag auch erst zum zweiten Semester eingereicht. Ich hatte also auch keine Ahnung von Stipendien. Das Thema Stipendium kam eigentlich über meine Freunde auf, die sich selbst auf solch eine Förderung beworben haben.
Daher habe ich mich einfach mit einer Freundin zusammengetan, wir haben uns gegenseitig motiviert – Mut gemacht. So richtig an die Förderungswerke und Stiftungen haben wir uns aber nicht herangetraut. Wir sind darum zu einem offenen Treffen der Berliner ArbeiterKind.de-Gruppe gegangen und wurden auf das ArbeiterKind.de-Netzwerk aufmerksam. Dort haben wir uns angemeldet und ich habe nach einigem Suchen eine Liste mit mehreren Stipendien gefunden, die ich ganz interessant fand. Darüber bin ich dann schließlich auf den Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds aufmerksam geworden. Der Stiftungsfonds bietet eine bundesweite Förderung an und hat sich einfach gut und passend für mich angehört.
Wie wirst du durch dein Stipendium gefördert?
Es gibt eine finanzielle und eine ideelle Förderung. Die finanzielle Unterstützung richtet sich nach dem eigenen Einkommen und dem Einkommen der Eltern. Maximal erhält man ein Jahresstipendium in Höhe von 5.000 Euro. Durchschnittlich erhalten Stipendiaten zwischen 3.000 und 3.500 Euro jährlich.
Die ideelle Förderung umfasst Seminare aus verschiedenen Themenbereichen. Ich habe beispielsweise ein Seminar über das Thema Resilienz besucht und werde bald ein weiteres mit dem Titel „Bewerbungstraining für akademische Führungskräfte“ besuchen.  
Ich habe zudem die Möglichkeit, auch Unterstützung für mein geplantes Auslandssemester in England zu beantragen. Das ist super.  
Ist die Höhe des Stipendiums abhängig vom Einkommen deiner Eltern? Was ist, wenn Eltern „zu viel“ verdienen?
Ja, die Höhe meines Stipendiums richtet sich nach dem BAföG-Anspruch und somit auch nach dem Einkommen meiner Eltern. Der Stiftungsfonds möchte mit der Förderung vor allem Finanzierungslücken schließen und ein konzentriertes Studium ermöglichen. 
Welche Erwartungen stellt der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds an dich als Stipendiatin?
Interesse für die Bildungsangebote: Ich versuche so oft wie möglich dran teilzunehmen, auch wenn das aufgrund der Entfernung nicht immer ganz leicht ist, denn viele Seminare finden in Köln statt. Es macht auf jeden Fall viel Spaß und ich lerne viel dabei.  
Mein Studium soll ich natürlich erfolgreich fortführen und dies auch mit meiner Notenübersicht belegen.
Was bedeutet es für dich, eine Stipendiatin zu sein?
Ziemlich viel! Es war mir immer wichtig, meinen Eltern nicht auf der Tasche zu liegen. Ich habe noch eine jüngere Schwester und sie sollen sich finanziell auf sie konzentrieren können, damit sie unbesorgt ihre Schulausbildung absolvieren kann.
Ich bin für das Studium also ausgezogen und habe angefangen, nebenbei zu jobben. Das Studium der Mathematik ist zeitaufwendiger als ich dachte, so dass das Jobben mich in den ersten beiden Semestern ein paar Leistungspunkte gekostet hat. Mit dem Stipendium, meinen BAföG Zahlungen und Kindergeld brauche ich nun nicht mehr zu arbeiten, kann mich auf mein Studium konzentrieren und es schnell und zügig abschließen. Ich möchte einfach bald arbeiten, um meine Eltern finanziell unterstützen zu können. Das Stipendium hilft also ungemein.
Außerdem ist die Motivation schön. Es gibt, neben meinen Eltern, einfach noch jemanden, der an mich glaubt und mich unterstützt. Es macht mich stolz.  
Welche Ziele verfolgt der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds mit dem Stipendium?
Chancen mit Bildung schaffen! Der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds möchte durch die Förderung engagierte, bedürftige und begabte Schülerinnen und Schüler zu einem erfolgreichen Schulabschluss motivieren und Studierende einen konzentrierten Studienabschluss ermöglichen – frei von finanziellen Sorgen.  
Wie verlief dein Auswahlverfahren? (Dauer/ Ablauf/ Auswahlgespräche/ Herausforderungen)
Eine Bewerbung für das Studienstipendium ist zweimal im Jahr möglich. Die erste Bewerbungsphase sieht sehr klassisch aus u.a. mit: Lebenslauf, Motivationsschreiben, Immatrikulation, Gutachten eines Hochschullehrers bzw. -lehrerin sowie einer Einnahmen-Ausgaben-Bilanz. Ich habe nach den Formalitäten ca. einen Monat später eine Einladung zu einem Auswahlwochenende bekommen. Wir waren rund 25 Studentinnen und Studenten. Das war eine wirklich entspannte, positive Atmosphäre. Wir hatten ein Einzelgespräch und eine Diskussionsrunde. Ich war super aufgeregt, aber es waren angenehme Gespräche. Sie wollten mich einfach näher kennenlernen.
In der Diskussionsrunde haben wir bereits vorab so viel über unser Thema diskutiert, dass es überhaupt nicht schwer war, auch vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Gesprächsrunde zu führen.
Danach hat es mit der Rückmeldung, ich glaube – bis zum November gedauert. Ich konnte mich dann endlich über einen kleinen Umschlag super freuen!
Was meinst du denn mit „kleiner Umschlag“?
Ich habe viel mit Freunden diskutiert, auch darüber, ob eine Zusage in einem großen oder kleinen Umschlag im Briefkasten landet. Die Umschlaggröße kann also echt aufregend sein.
Erinnerst du dich an eine Herausforderung im Bewerbungsprozess?
Klar war mir vor dem ersten Einzelgespräch mulmig zumute, aber das ging sehr schnell vorbei. Für mich war die Diskussionsrunde eine Herausforderung. Ich bin durch mein Mathestudium nicht sehr vertraut mit intensiver Textarbeit. Meine Gruppe hat mich aber unterstützt und wir sind ganz schnell ins Diskutieren gekommen. Es war ein schönes Wochenende.  
Ab welchem Semester kann man sich für das Studienstipendium bewerben?
Theoretisch kann man sich ab dem 1. Semester bewerben. Es werden aber Bewerbungen ab dem 3. Semester bevorzugt, wenn man also bereits Leistungsnachweise vorlegen kann! Der Notendurchschnitt sollte dabei mindestens 2,5 betragen.
Welche Bedeutung hat das eigene soziale Engagement bei der Bewerbung?
Es hat Bedeutung, aber das Hauptmerkmal liegt nicht allein auf dem eigenen Engagement. Es ist eine Mischung aus mehreren Sachen: Noten, Lebensumstände, Motivation und Engagement. Es gibt kein Schema für das Stipendium, denn jeder hat seine eigene Geschichte und diese spielt im Auswahlprozess eine wichtige Rolle. Darum gibt es ja die persönlich geführten Auswahlgespräche.
Engagierst du dich ehrenamtlich?
Ich kann mir gut vorstellen, dass in meiner Geschichte mein persönliches Engagement neben meiner finanziellen Lage eine Rolle gespielt hat, denn ich engagiere mich viel vor allem in der Unterstützung von Geflüchteten. Mit dem Buddy-Programm der FU Berlin helfe ich einem Geflüchteten im Studienalltag. Für mich gehörte soziales Engagement auch schon in der Schulzeit dazu. Ich war zum Beispiel als Schulsanitäterin aktiv und spielte zusammen mit anderen Freiwilligen aus meiner Schule in einem Krankenhaus jährlich Weihnachtslieder.
Wie sieht deiner Meinung nach eine erfolgreiche Bewerbung aus?
Auf jeden Fall sollte die schriftliche Bewerbung vollständig sein. Das klingt vielleicht banal, ist aber wichtig. Ich habe mir für meine Bewerbungsunterlagen Zeit gelassen und mir über mein Motivationsschreiben viele Gedanken gemacht. Wenn man dann zum Gespräch eingeladen wird, muss man sich nicht mehr ganz so viele Gedanken machen.
Ich habe mich nicht aufgestylt, sondern bin einfach ganz ich selbst geblieben – in meinen Alltagsklamotten.
Wie ist eigentlich die Geschichte deiner Freundin weitergegangen, mit der du dich gemeinsam für die Stipendienbewerbung motiviert hast?
Sie konnte sich nicht mehr beim Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds bewerben, da sie zu dem Zeitpunkt über 30 Jahre alt war, darum hast sie sich woanders beworben und wurde bei einer kleineren Berliner Stiftung angenommen. 
Möchtest du Schülerinnen, Schülern und Studierenden – die als Erste in ihrer Familie studieren (wollen) – noch etwas mit auf den Weg geben?
Es lohnt sich! Wenn es nicht klappen sollte, dann bist du trotzdem an der Herausforderung gewachsen. Es ist dann eine gute Übung und es ist nichts unmöglich. Bleib dran! Die Unterstützung einer Stiftung ist super motivierend. Meine Eltern unterstützen mich im Studium, aber es tut trotzdem gut zu wissen, dass es da noch andere Menschen gibt, die an mich glauben.   

(Interview: Mai 2018)

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