Angst vor Schulden

Während du bei einer Ausbildung sofort Geld verdienst, investierst du in ein Studium erst einmal. Wenn du gerade deinen Schulabschluss gemacht hast, ist das natürlich gar nicht so leicht. Viele haben Angst davor, Schulden zu machen, besonders wenn sie die Ersten in ihrer Familie sind, die studieren. Geht es dir auch so?

Du solltest dich auf keinen Fall leichtsinnig verschulden und dich gut über die Möglichkeiten der Studienfinanzierung informieren. Wir möchten dich aber ermutigen, in deine Zukunft zu investieren, denn mit BAföG und Stipendien kannst du deinen Lebensunterhalt finanzieren. Mit unseren drei Fragen gewinnst du einen ersten Eindruck über das Thema Studienschulden. Letztlich kannst aber nur du selbst entscheiden, was du bereit bist, in deine Ausbildung und deine Zukunft zu investieren.


Drei Fragen zum Thema: Schulden machen

Anika WernerUnserer Bundeslandkoordinatorin Anika Werner aus Niedersachsen haben wir drei Fragen über Studienschulden gestellt:

Sollten sich Schülerinnen und Schüler durch mögliche Schulden vom Studieren abschrecken lassen?
Nein! Es gibt sehr viele Möglichkeiten ein Studium zu finanzieren und du solltest herausfinden, welche Möglichkeiten zu dir passen. Grundsätzlich ist BAföG ein guter Weg ein Studium zu finanzieren. Die Rückzahlungs-Höchstsumme von 10 000 Euro klingt dabei im ersten Moment viel, aber im Verhältnis ist es gar nicht so viel. Viele geben so viel Geld für eine Reise oder ein Auto aus – von deiner Ausbildung hast du aber dein ganzes Leben etwas.
Im Laufe meiner Arbeit bei ArbeiterKind.de habe ich sehr gute Erfahrungen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der BAföG-Ämter gemacht. Sie haben mir oft bei Fragen weitergeholfen. Mehr über die zuständigen BAföG-Ämter gibt auf den Seiten der Studierendenwerke und über die BAföG-Hotline unter 0800 223 63 41. Meiner Meinung nach lohnt es sich auf jeden Fall, Geld in die eigene Ausbildung zu investieren. Ohne meinen Hochschulabschluss könnte ich heute beruflich nicht das machen, was ich gern tue – und die Schulden nehme ich dafür in Kauf.
Welche persönlichen Erfahrungen hast du mit dem Thema Studienfinanzierung gemacht?
Ich bin völlig unbedarft ins Studium gegangen und habe mir keine Sorgen um Geld gemacht, da ich bereits vom BAföG gehört hatte. Im ersten Jahr lief auch alles gut – 300 Euro habe ich damals monatlich erhalten. Im nächsten Jahr kam ganz überraschend ein Ablehnungsbescheid mit der Begründung, dass ich nicht ordentlich studieren würde. Ich war überfordert mit der Situation, denn die Begründung war falsch. Eins kam zum anderen und plötzlich hatte ich Existenzängste, da mich meine Eltern nicht langfristig finanziell unterstützen konnten. Jede Ausgabe wurde stets auf ihren Zweck überprüft. Letztlich war für mich persönlich – in der damaligen Situation – ein Bankkredit der letzte Ausweg.
Ich erzähle davon, weil ich heute weiß, dass es nicht soweit hätte kommen müssen. Ich war nicht gut genug informiert. Es gibt Anlaufstellen in der Hochschule, zum Beispiel die Sozialberatungen der Studierendenwerke oder die Beratung des Allgemeinen Studierendenausschusses (AStA). Die unterstützen bei solchen Fragen. Außerdem besteht immer die Möglichkeit, sich an eine nächsthöhere Instanz im BAföG-Amt zu wenden. Wenn ich das gewusst hätte, wäre sicher vieles anders gelaufen.
Welchen Tipps möchtest du Schülerinnen, Schülern und Studieninteressierten geben, die sich gerade Gedanken über eventuelle Studienschulden machen?
Lass dich unbedingt unabhängig beraten! Anlaufstellen sind zum Beispiel:
Auch die Ehrenamtlichen von ArbeiterKind.de erzählen dir gern, wie sie ihr Studium finanziert haben. (Hier findest du eine ArbeiterKind.de-Gruppe in deiner Nähe …)
Außerdem gibt es sogenannte Notfallfinanzierungen, damit dein Studium nicht an einem kaputten Laptop oder der Miete im letzten Semester scheitert. Notfallhilfen leisten manchmal auch Stiftungen. Wenn nichts mehr geht und der Studienausstieg droht, ist auch die Agentur für Arbeit eine Anlaufstelle.
Wenn du in einer finanziellen Notlage bist, dann werde aktiv und erkundige dich an deiner Hochschule, zum Beispiel bei der Studienberatung oder dem Studierendenwerk, nach Soforthilfen als zinslose Darlehen oder nach Freitischen für die Mensa. Freitische sind zum Teil aus Spenden finanzierte Essensgutscheine für Studierende, die in Not sind.

(aktualisiertes Interview: Januar 2019)