Stiftung der Deutschen Wirtschaft
Name: Raphael Rigo
Alter: 27 Jahre
Studiengang: Wirtschaftsingenieurwesen M. Sc.
Semester: 6. Semester
Universität: Technische Universität Berlin
Stiftung: www.sdw.org
(Die Stiftung steht den Arbeitergebern politisch nah.)
Ich hatte meinen ersten Kontakt mit der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw), als ich durch ein Schülerförderprogramm der Stiftung, den Studienkompass, gefördert wurde. Der Studienkompass unterstützt angehende Abiturient:innen aus nicht-akademischen Familien. Während meiner Förderung wurde ich nicht nur bei der Berufs - und Studienorientierung unterstützt, sondern habe auch erste Kontakte zu Alumni und Stipendiat:innen der sdw knüpfen können. Von Anfang an hat mich die Leitidee der sdw überzeugt, Bildungsgerechtigkeit zu fördern – das Ergebnis spiegelt sich in der Vielfältigkeit der Stipendiat:innen wieder. Losgelöst von der politischen Grundeinstellung oder Religion werden Studierende aller Fachrichtungen gefördert, die gute Leistungen bringen und sich gesellschaftlich engagieren. Besonders begeistert mich der hohe Stellenwert von ehrenamtlichem Engagement bei der Auswahl, sodass nicht nur sehr leistungsstarke Studierende gefördert werden, sondern Persönlichkeiten mit unterschiedlichsten Hintergründen und Lebenswegen.
Das Stipendium setzt sich sowohl aus einer finanziellen als auch ideellen Förderung zusammen. Im Rahmen der ideellen Förderung bietet die sdw eine breite Palette von Veranstaltungen mit verschiedenen Formaten und Themen. Angefangen vom Seminar über Präsentationstechniken bis hin zur mehrtägigen Akademie über Sicherheitspolitik ist alles vertreten. Die sdw arbeitet mit unterschiedlichen Unternehmenspartner:innen und Alumni zusammen, sodass ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm angeboten werden kann. Darüber hinaus finden regelmäßig Ideenwettbewerbe statt, bei welchen Gruppen eigene Projekte sowie Gründungsideen entwickeln und ggf. bei deren Umsetzung unterstützt werden.
Neben der eigentlichen Förderung profitiert man auch vom Kontakt zu anderen Stipendiat:innen. In den Regionalgruppen finden monatliche Stammtische und weitere selbstorganisierte Veranstaltungen statt. Bei einer gemeinsamen Kanutour oder Opernbesuchen kommt der Spaß nicht zu kurz und man lernt viele neue Leute kennen. Jede:r Stipendiat:in kann zudem die Regionalarbeit aktiv mitgestalten und eigene Wunschveranstaltungen umsetzen.
Die finanzielle Förderung pro Monat setzt sich generell aus zwei Komponenten zusammen: der Studienkostenpauschale und dem jeweiligen BAföG-Fördersatz. Die Studienkostenpauschale beträgt 300€ und wird unabhängig vom Einkommen der Eltern ausgezahlt. Der BAföG-Fördersatz richtet sich wiederum nach dem elterlichen Einkommen und wird individuell berechnet. Abhängig von der familiären und finanziellen Situation kann die sdw weitere Zuschüsse, z.B. einen Familienzuschlag i.H.v. 155€ pro Monat, zahlen.
Darüber hinaus unterstützt die sdw Praktika, Studien- und Forschungsaufenthalte im Ausland durch eine einkommensunabhängige Auslandspauschale und ggf. weitere Zuschüsse (z.B. Reisekostenzuschuss).
Die Stiftung erwartet einerseits gute Leistungen in der Schule bzw. im Studium, andererseits aktives ehrenamtliches Engagement. Des Weiteren wird erwartet, dass sich die Stipendiat:innen aktiv in die Regionalgruppe einbringen, indem sie bspw. bei der Organisation einer Veranstaltung helfen. Außerdem müssen Stipendiat:innen am Veranstaltungsprogramm der sdw teilnehmen – es muss mindestens eine Veranstaltung pro Förderjahr sowie eine Zusatzveranstaltung im gesamten Förderzeitraum besucht werden.
Für mich stellt das Stipendium eine großartige Chance dar, den eigenen Horizont zu erweitern und mich persönlich weiterzuentwickeln. Das breite Veranstaltungsangebot bietet mir die Möglichkeit, neue Fähigkeiten zu erlernen und in Themen einzutauchen, mit welchen ich in meinem Studium nicht in Berührung komme. Genauso wichtig ist aber auch der Kontakt zu anderen Stipendiat:innen und Ehemaligen – zahlreiche Gespräche haben mir neue Impulse gegeben und dazu angeregt, Themen neu zu denken. Stipendiat zu sein, heißt für mich, als Person zu wachsen und Teil eines lebendigen, diversen Netzwerks zu sein.
Mein Bewerbungsverfahren dauerte von April bis Oktober. Ich habe meine Bewerbungsunterlagen (Motivationsschreiben, Lebenslauf sowie Zeugnisse) im April abgegeben und vier Wochen später eine Einladung zum Auswahlgespräch erhalten. Beim Auswahlgespräch wurden insbesondere meine Persönlichkeit, mein Lebenslauf und Motivation thematisiert. Es gab Fragen zu bisherigen Stationen meines Lebenslaufes sowie meinen zukünftigen Zielen.
Im Oktober fand ein Assessment-Center bei Berlin statt, welches ein 1,5-stündiges Gespräch mit zwei Juror:innen beinhaltete. In diesem Gespräch wurden erneut mein Lebenslauf und meine Motivation thematisiert und kritisch hinterfragt. Außerdem wurde über aktuelle politische Themen gesprochen und nach meiner Meinung bzw. Einschätzung gefragt. Im Anschluss habe ich eine dreiminütige Präsentation über ein fachfremdes Thema gehalten, welche ich vorm Assessment-Center vorbereiten konnte und zu welcher mir Rückfragen gestellt wurden. Zu guter Letzt wurde mir ein Logikrätsel vorgestellt, welches ich lösen und den Lösungsweg vorstellen musste.
Ich empfand den Auswahlprozess als sehr gut machbar und habe mich stets gut informiert gefühlt. Alle Personen, mit denen ich Kontakt hatte, waren sehr freundlich und sind mir auf Augenhöhe begegnet. Besonders beim Assessment-Center war ich sehr aufgeregt, allerdings haben mich die Juror:innen in der Situation abgeholt.
Die Förderung ist ab Studienbeginn möglich, sodass man sich bereits einige Monate vor Anfang des Studiums bewerben kann. Der letzte Bewerbungszeitpunkt ist vier Semester vor Ende der Regelstudienzeit.
Ich bin aktuell in der AG WiIng aktiv, welche Studierende des Wirtschaftsingenieurwesens vernetzt und bei ihrer Weiterentwicklung unterstützt. In der Vereinsarbeit helfe ich bei der Planung und Organisation von verschiedenen Veranstaltungen, welche unter anderem in Zusammenarbeit mit dem europäischen Dachverband ESTIEM stattfinden. Außerdem war ich bis vor kurzem Ressortleiter des Wissensmanagements, wo ich alle Strukturen und Prozesse zum Dokumentieren von Wissen verantwortet habe. Des Weiteren bin ich Mitglied des Alumni Studienkompass ASk e.V., dem Ehemaligenverein des Schülerförderprogramms der sdw, wo ich bereits Ämter als Regionalleiter, Trainer, Fundraising-Leiter und Kassenprüfer innehatte.
Eine erfolgreiche Bewerbung sollte wie in anderen Lebensbereichen zwei wesentliche Fragen beantworten: „Wer bin ich?” und ”Warum möchte das machen?” Die:der Bewerbende sollte klar machen, welche Person sich in ihm/ihr verbirgt. Hierfür ist es wichtig, sich selbst zu reflektieren und genau zu überlegen, was die eigene Persönlichkeit ausmacht, welche Ziele man verfolgt und warum man unbedingt zur sdw möchte. Es gibt keine:n perfekte:n Kandidat:in, weshalb es wichtig ist, dass man sich intensiv mit der Bewerbung beschäftigt und gut vorbereitet ist.
Nutzt jede Chance, die sich euch ergibt. Ich habe viele getroffen, die sich nicht für Stipendien beworben haben, weil sie glaubten, sie seien nicht „gut genug”. Ohne sich zu bewerben, wird man nie erfahren, ob man „gut genug” ist. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt!
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