Dursun Tüfekci: „Warum ich mich bei ArbeiterKind.de engagiere“

Ein langer Weg liegt hinter mir. Von der Realschule ging es an die Hauptschule. Nach unzähligen Bewerbungen und Bemühungen um einen Ausbildungsplatz hatte ich ein Schlüsselerlebnis, welches mir die Motivation gab, meinen Realschulabschluss, das Fachabitur und einen Bachelor zu absolvieren und meinen Master anzufangen.
Es muss das Jahr 2012 gewesen sein. Ich befinde mich an einer Hauptschule und habe sehr gute Noten. Mit Euphorie und Zuversicht bereite ich meine Bewerbungsunterlagen sorgfältig vor, um sie persönlich bei einer bekannten Einzelhandelskette einzureichen. Was dann folgt, soll mich bis heute prägen und einen Antrieb erzeugen, der mich noch immer begleitet: ‚Ah, Hauptschule! Nehmen wir nicht!‘  Völlig auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt verlasse ich den Einkaufsladen. Als Kind türkischstämmiger Eltern bekomme ich das erste Mal zu spüren, wie wichtig Bildung ist und wie schmerzhaft Chancen- und Bildungsungleichheit sein kann. Aus einer Arbeiterfamilie kommend erscheint mir der Traum des Abiturs, ganz zu schweigen vom Studium zum damaligen Zeitpunkt, unerreichbar. Doch der Wunsch, die Gesellschaft mitzugestalten, an ihr teilzuhaben und somit die Hindernisse und Vorurteile für Kinder mit Migrationsgeschichte aus Arbeiterklassen aus dem Weg zu räumen, machte ich mir seit dem Tag zur Lebensaufgabe. 13 Jahre sind seit diesem Ereignis vergangen.
Heute studiere ich im 2. Semester des Masterstudiums <<Soziale Kohäsion im Kontext Sozialer Arbeit und Gesundheit>> an der Hochschule Emden-Leer. Rückblickend kann ich festhalten, dass das Land, in dem ich geboren und aufgewachsen bin, mir viele Türen geöffnet hat. Aus diesem Grund möchte ich etwas zurückgeben. Mein Schwerpunkt im Studium liegt im Bereich der Chancen- und Bildungsgleichheit. Ein Thema das mich seit Jahren begleitet. Mein Ziel ist es, dazu beizutragen, dass mehr Menschen mit Migrationshintergrund aus der Arbeiterklasse den Weg in die Universität wagen. Meine Message lautet: Glaubt an euch! Denn heute kann ich mit gutem Gewissen sagen: Der soziale Hintergrund darf nicht über den (individuellen) Bildungsweg eines Menschen entscheiden.
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