Die erste Stelle finden
Der Berufseinstieg beginnt bereits im Studium und besteht dabei aus mehr als dem Pflichtpraktikum. Du solltest gezielt im Laufe deines Studiums ein oder mehrere Praktika absolvieren. Wenn das neben einem straffen Stundenplan, Hausarbeiten und Studentenjob nicht möglich ist, kannst du auch versuchen in einem Unternehmen oder einer Organisation deine Abschlussarbeit zu schreiben.
Im Interview mit Sophia von Rundstedt
Wir haben ein Interview mit Sophia von Rundstedt geführt. Sie leitet das Familienunternehmen v. Rundstedt & Partner GmbH, welches zu den führenden Anbietern im Bereich der Talent- und Karriereberatung zählt.
Wie fördern Sie mit von Rundstedt junge Talente beim Karrierestart?
Als Talent- und Karriereberatung helfen wir Menschen, ihre Talente und einzigartigen Stärken zu entdecken und an der richtigen Stelle einzubringen. Gerade junge Menschen wissen oft nicht, was ihre Talente sind und welcher Karriereweg der richtige für sie ist. Die Auswahl an Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Studiengängen ist riesig. Auch für den Einstieg in den Arbeitsmarkt nach dem Studium oder der Ausbildung gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Wer soll da noch den Überblick behalten? Wir unterstützen junge Talente dabei, herauszufinden, was sie gut können, was sie sich wünschen und wo genau das gebraucht wird. Unter anderem nutzen wir erprobte und wissenschaftlich fundierte Methoden, um die Neigungen, Fähigkeiten und Stärken exakt zu ermitteln. Unsere Karriereberater kennen das Ausbildungs- und Studienangebot sowie den Arbeitsmarkt sehr gut. Sie beraten Schüler und Studenten ausführlich und leiten gemeinsam mit ihnen die richtigen Entscheidungen für die zukünftige Laufbahn ab.
Wie finden Absolventen den ersten Job nach dem erfolgreichen Studienabschluss?
Die beliebtesten Möglichkeiten zum Start in das Berufsleben sind der Direkteinstieg und Trainee-Programme. Während sich für einige Studierende schon vor dem Studienabschluss eine Jobchance eröffnet, zum Beispiel durch ein Praktikum oder eine Nebentätigkeit, gehen die meisten Absolventen nach dem Abschluss aktiv auf Jobsuche. Wir empfehlen, dabei vielfältige Wege in den Arbeitsmarkt zu nutzen:
- Suchen Sie nach interessanten Vakanzen auf Jobbörsen und Metajobbörsen, wie Stepstone oder Indeed.
- Nutzen Sie die Business Netzwerke Xing und LinkedIn.
- Aktivieren Sie das persönliche Netzwerk, zum Beispiel die Kontakte bei ArbeiterKind.de.
- Gehen Sie auf Jobmessen. Diese richten sich oft gezielt an Absolventen und Young Professionals.
- Sprechen Sie Personaldienstleister an.
- Schreiben Sie auch Initiativbewerbungen.
Professionelle und aussagekräftige Bewerbungsunterlagen öffnen schließlich die Tür zum Bewerbungsgespräch bzw. zum Assessment Center. Dort stellen Sie sich dem potenziellen Arbeitgeber persönlich vor und können ihn von Ihrer Qualifikation für die Stelle überzeugen. Gleichzeitig finden Sie heraus, ob die Organisation tatsächlich zu Ihnen und Ihren Wünschen passt.
Stellen wir mit dem ersten Job wirklich schon alle Weichen für die berufliche Zukunft?
Wer heute in das Berufsleben startet, findet ganz andere Rahmenbedingungen vor als noch vor einigen Jahren. Bisher verliefen Karrieren sehr geradlinig, was auch bedeutete, dass sich der einmal eingeschlagene Weg nur schwer verändern ließ. Doch dieses Bild hat sich gewandelt. Karrierebrüche, Quereinstiege, der Wechsel von Fach-, Führungs- und Projekteinsätzen – immer mehr Karrieren verlaufen im Mosaikstil. Ich selbst kenne – auch durch die Karriereberatung – viele Menschen, die heute etwas völlig anderes machen als zu Beginn ihres Berufslebens.
Obwohl der erste Job die weitere berufliche Laufbahn nicht automatisch vorgibt, sollten sich junge Talente bewusst sein, dass ein Wechsel der eingeschlagenen Richtung Zeit und Anstrengung erfordert. Wer wechseln möchte, muss oft andere oder zusätzliche Qualifikationen und Erfahrungen erwerben. Zudem müssen Sie Entscheidungen und Veränderungen immer gut begründen können, um zu überzeugen. Insofern bleibt der Jobeinstieg für junge Menschen strategisch und persönlich von hoher Bedeutung und sollte gut reflektiert und vorbereitet werden.
Was sind die nächsten Schritte, wenn der Jobeinstieg im schlimmsten Fall nicht so recht klappen will?
Der Jobeinstieg ist keine leichte Übung. Insbesondere Absolventen von geistes- und sozialwissenschaftlichen Studiengängen haben oft Schwierigkeiten, den ersten Job zu finden. Das Wichtigste ist: Lassen Sie den Kopf nicht hängen, wenn der Berufseinstieg noch auf sich warten lässt.
Dass Absolventen nicht auf Anhieb einen Job finden, kann verschiedene Ursachen haben – Sie sollten herausfinden, was in Ihrem Fall zutrifft. Sind Ihre Bewerbungsunterlagen optimal aufbereitet? Sind Sie gut aufgestellt für Vorstellungsgespräche und Assessment Center? Oder benötigen Sie möglicherweise eine Beratung oder ein Training? Für Absolventen, die während des Studiums noch nicht ausreichend Berufserfahrung gesammelt haben, kann es sinnvoll sein, zunächst noch ein Praktikum in der gewünschten Branche und Funktion zu absolvieren. Auch ein Aufbaustudium ist denkbar, um zusätzliche Qualifikationen zu erwerben. Und wenn eigentlich alles stimmt, aber die Konkurrenz groß ist und das Jobangebot deshalb noch auf sich warten lässt? Mein Tipp: Nutzen Sie die Zeit zum Beispiel für einen Sprachkurs oder engagieren Sie sich ehrenamtlich. So füllen Sie ganz nebenbei auch die entstehende Lücke in Ihrem Lebenslauf.
Was gehört in eine Bewerbung und was gehört nicht in eine Bewerbung?
Bewerbungsunterlagen sind die Visitenkarte des Absolventen und prägen den ersten Eindruck, den der potenzielle Arbeitgeber gewinnt. Entsprechend sollte eine Bewerbung professionell und aussagekräftig sein. Wenn Firmen um vollständige Unterlagen bitten, gehören diese drei Elemente in die Bewerbung:
- Anschreiben (auch Bewerbungsschreiben genannt)
- Lebenslauf
- Anlagen (Zeugnisse, Zertifikate, Referenzen).
Weglassen dürfen Sie davon nichts. Ausnahmen sind Online-Bewerbungsformulare, die nur Raum für bestimmte Informationen bieten, sowie Kurzbewerbungen. Meistens ist der Lebenslauf beim Karrierestart noch recht schlank. Wenn Ihr Lebenslauf jedoch schon prall gefüllt ist, sollten Sie priorisieren: Welche Weiterbildung, welcher Nebenjob oder welche IT-Kenntnis ist tatsächlich für den Job relevant, auf den Sie sich bewerben? Treffen Sie eine Auswahl und schärfen Sie so Ihr Profil.
Wie baue ich mir ein persönliches Netzwerk auf, wenn ich aus der Familie keinerlei akademische Kontakte mitbringe?
Ein Netzwerk entwickelt sich im Laufe des Studiums meist ganz von alleine: Sie haben engen Kontakt zu Ihren Kommilitonen, sind Mitglied in Hochschulgruppen, machen Praktika und besuchen Workshops, nehmen an einem Mentoring-Programm teil, vernetzen sich bei ArbeiterKind.de und so weiter. Die Schwierigkeit liegt also nicht im Knüpfen von Kontakten. Vielmehr kommt es darauf an, dass Sie Ihr Kontaktnetz gut pflegen. Bleiben Sie mit Kollegen aus Praktika in Kontakt, gehen Sie zu Alumni- oder Branchen-Treffen, treffen Sie sich regelmäßig mit Ihrem Mentor. Business-Netzwerke wie Xing und LinkedIn helfen Ihnen dabei, den Kontakt aufrechtzuhalten. Auf diesen Plattformen ist es übrigens auch möglich, gezielt Personen anzusprechen, mit denen Sie sich gerne zu einem Thema austauschen möchten.
Haben wir noch eine wichtige Frage vergessen? Gibt es etwas, dass Sie insbesondere Studierenden der ersten Generation mit auf den Weg geben möchten?
Ich möchte junge Talente ermutigen, Ihren Weg selbstbewusst zu gehen und Stärken und Talente einzubringen. Nutzen Sie die Chancen, die sich Ihnen bieten. Mein Tipp: Schauen Sie bei der Jobsuche auch über den Tellerrand. Akademiker der ersten Generation fallen im Bewerbungsprozess häufig durchs Raster großer Unternehmen, da ihnen Auslandsaufenthalte und Praktika fehlen. Mittelständische Unternehmen hingegen erhalten oft weniger Bewerbungen als große Konzerne. Sie achten stärker auf Talente, die sich nicht im Lebenslauf ablesen lassen, und darauf, ob eine Kandidatin bzw. ein Kandidat ins Team passt.
Warum unterstützen Sie ArbeiterKind.de?
Wir bei von Rundstedt haben uns zum Ziel gesetzt, Talente zu entdecken und zu fördern sowie dafür zu sorgen, dass Menschen ihre Talente an der richtigen Stelle optimal einsetzen können. Gerade in Zeiten des demografischen Wandels ist es wichtig, möglichst viele junge Menschen, die die Befähigung zu einem Hochschulstudium haben, auch zur Entwicklung ihrer Fähigkeiten zu bewegen. Die Entscheidung für oder gegen ein Studium darf nicht vom Bildungsstand der Eltern abhängen. Die Initiative ArbeiterKind.de ermutigt Schüler aus nichtakademischen Herkunftsfamilien zur Aufnahme eines Hochschulstudiums und fördert sie beim Berufseinstieg. Uns begeistert diese Idee und wir unterstützen sie gerne mit unserem Wissen, mit Mentoren aus dem eigenen Hause sowie finanziell.
(Interview: April 2016)
Weitere wissenswerte Infos für deinen Karrierestart findest du auch auf dem Rundstedt-Blog "Talente bewegen" . Hier bloggen ExpertInnen, MitarbeiterInnen und GastautorInnen. Mehr ...
ArbeiterKind.de-Tipp: Berufseinstieg durch eine Trainee-Stelle
In einigen Unternehmen und Organisationen werden mit sogenannten Trainee-Stellen gezielt BerufseinsteigerInnen gesucht. Du durchläufst mit einem zeitlich bestimmten Programm einzelne Fachbereiche einer Firma, um später dann deine feste Position zu finden.
In Verlagshäusern und PR-Agenturen ist diese Form des Berufseinstieg das Volontariat. Du arbeitest einerseits vollwertig in einem Unternehmen mit, anderseits durchläufst du bestimmte Ressorts und Ausbildungsblöcke.
Bitte schau dir Volontariats- und Trainee-Stellen genau an, denn sie können erheblich variieren. In deinem Bewerbungsgespräch sollte dir beispielsweise dein Ausbildungsprogramm mit den einzelnen Stationen erklärt werden, denn du bist keinesfalls eine billige Arbeitskraft. Du hast mit so einer Stelle auch betriebliche Rechte, die vom Betriebsrat oder Verbänden wie dem Deutschen Journalistenverband (DJV) geschützt werden.