Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk

Stipendiatin Masal AsafovName: Masal Asafov
Alter: 23 Jahre
Studiengang: Geschichte und Englisch (Gymnasiallehramt)
Semester: 8. Semester
Universität: Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main

Förderungswerk: Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk
(Das Studienwerk fördert besonders begabte jüdische Studierende und Promovierende.)

Logo des Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerks

Wie bist du auf die Idee gekommen, dich beim Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES) zu bewerben?
Ich habe viele Freunde, die damals bereits Teil des Studienwerks waren. Dadurch erfuhr ich vom Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk. Das Studienwerk bietet nicht nur die finanzielle, sondern auch eine ideelle Förderung an, welche mich besonders ansprach.
Letztendlich war es mir wichtig, während meines Studiums von einer jüdischen Organisation begleitet zu werden und so einen Ort in meinem Leben zu haben, wo man über das Judentum sprechen, diskutieren oder auch streiten kann. Ich bin sehr glücklich, im ELES so einen Ort gefunden zu haben.
Wie wirst du durch dein Stipendium gefördert?
Die finanzielle Förderung erfolgt nach dem Grundsatz des BAföG (Bundesausbildungsförderungsgesetzes) und einer zusätzlichen Studienkostenpauschale von 300 Euro monatlich. Im Gegensatz zum BAföG muss nach Absolvierung des Studiums nichts zurückgezahlt werden. Das Stipendium beinhaltet zudem ein interessantes ideelles Förderprogramm, welches unterschiedliche Akademien, spannende Kooperationen, Workshops und Seminare beinhaltet. Die Themen sind vielfältig. Zudem wird die Initiative der Stipendiaten_innen gefördert und geschätzt. Demnach können die Studierenden selbst Veranstaltungen organisieren, welche durch das ELES mitgefördert werden können, z.B. regionale Kooperationsveranstaltungen mit anderen Studienwerken (z.B. Avicenna/Cusanus).
Spannend sind auch die Auslandsakademien, welche vom ELES angeboten werden z.B. nach New York oder (gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung) nach Israel.
Es gibt also eine finanzielle und eine ideelle Förderung. Zusätzlich wird jeder Studentin/jedem Studenten ein Vertrauensdozent zugeteilt, welche eine akademische Betreuungs- und Beratungsfunktion übernehmen .
Ist die Höhe deines Stipendiums abhängig vom Einkommen deiner Eltern? Was ist, wenn Eltern „zu viel“ verdienen?
Ja, die Höhe des Stipendiums wird nach den BAföG-Richtlinien verrechnet. Die Studienkostenpauschale von 300 Euro bleibt jedoch bei jedem Stipendiaten gleich hoch.
Welche Erwartungen stellt das Studienwerk an dich als Stipendiatin?
Es gibt formale Voraussetzungen, u.a.
  • die Zugehörigkeit zur jüdischen Gemeinschaft oder
  • ein Studium im Bereich der jüdischen Studien,
  • die Staatangehörigkeit in einem EU-Mitgliedsland oder der Schweiz,
  • ein Studium an einer staatlichen oder staatlich anerkannten Hochschule und
  • mindestens noch fünf Semester Regelstudienzeit im Bachelorstudium oder drei im Masterstudium.
Für das Studienwerk sind sehr gute Studienleistungen, sowie politisches oder gesellschaftliches Engagement relevant.
Was bedeutet es, wenn gesellschaftliches und politisches Engagement verlangt wird?
Der Bereich indem das ehrenamtliche Engagement erfolgen soll, ist nicht vorgeschrieben. Demnach gibt es diverse Möglichkeiten sich, neben dem Studium, gesellschaftlich oder politisch zu engagieren.
Wie hast du dich engagiert?
Ich persönlich, engagiere mich schon viele Jahre in meiner Gemeinde, sei es im Sportverein oder dem Jugendzentrum. Zusätzlich wirke ich bei Ferienlagern der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland mit. Seit meiner Aufnahme in das ELES engagiere ich mich auch, als Regionalgruppensprecherin, in meinem Studienwerk.
Wichtig ist nicht, was du macht, sondern warum du es machst. Durch ein Stipendium kannst du dein Engagement fortführen und dich während deines Studiums für die Dinge einsetzen, die dir am Herzen liegen. 
Was bedeutet es für dich, eine Stipendiatin zu sein?
Ich empfinde es als sehr großes Privileg. Natürlich ist es eine enorme finanzielle Entlastung im Studienalltag. Jedoch gibt mir mein Studienwerk mehr als nur ein gesichertes Einkommen. Durch ELES lerne ich stetig neue Menschen kennen, darf beeindruckenden Veranstaltungen beiwohnen und das jüdische Studierendenleben in Deutschland aktiv mitgestalten.  
Deshalb möchte und werde ich das ELES, über mein Studium hinaus unterstützen. Mein Studienwerk gibt mir Halt. Es hat mir den Sprung vom Gymnasium in den Studienalltag sehr erleichtert.
Welche Ziele verfolgt das Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk?
Der Namensgeber Ernst Ludwig Ehrlich hat sich, kurz nach Ende des 2. Weltkriegs, stark für den interreligiösen Dialog eingesetzt. Die Fortführung und Förderung dieses Dialogs sehe ich als wichtige Verpflichtung des ELES an. Gemeinsam mit anderen Studienwerken setzt ELES sich, auch in Form des Programms "Dialogperspektiven" mit dieser Verpflichtung auseinander. Der Dialog zwischen Relgionen und Weltanschauungen steht für mich absolut im Vordergrund.
Wie verlief dein Auswahlverfahren bei dem Förderungswerk? (Dauer/ Ablauf/ Auswahlgespräche/ Herausforderungen)
Das Auswahlverfahren wurde in Form eines dreitägigen Seminars absolviert. Jeder Bewerber bzw. jede Bewerberin musste eine Gruppendiskussion leiten, sowie zwei Einzelgespräche mit unterschiedlichen Mitgliedern des Auswahlkomitees führen. Die Gruppendiskussion basierte auf einem Referat, welches man im Voraus vorbereiten sollte. Zusammenfassend war das Auswahlverfahren spannungsgeladen. Ich war nervös und verunsichert, gleichzeitig jedoch sehr gespannt.
Wenn du an das Auswahlverfahren zurückdenkst: Was war eine Herausforderung?
Die größte Herausforderung war für mich das Verfassen der Bewerbung. Ich achtete auf jedes Wort und wollte die perfekte Bewerbung abschicken. Zudem war es schwer die Gutachten der Dozenten zu erhalten. Nicht jeder Dozent nimmt sich die Zeit eine reflektierte Empfehlung zu verfassen.
Viele Studierende empfinden die Verfassung der Bewerbung als zu anspruchsvoll und bewerben sich deshalb nicht bei einem Studienwerk. Dazu kommt die Angst vor einer möglichen Zurückweisung. Ich glaube jedoch, dass man bei jedem Schritt des Bewerbungsverfahrens mehr und mehr über sich hinauswächst. Sei es beim Verfassen des narrativen Lebenslaufs oder bei der Vorbereitung des Referats für das Auswahlseminar. Jeder Schritt bringt dir etwas Neues bei und wenn man an Ende auch nicht aufgenommen wird, ist man schlussendlich doch als Mensch über sich hinausgewachsen.
Ab welchem Schuljahr/Semester kann man sich bewerben?
Man kann sich noch während seiner Schulzeit bewerben. Man braucht nur sein Abiturzeugnis und die anderen Bewerbungsunterlagen (u.a. narrativer Lebenslauf, tabellarischer Lebenslauf, Motivationsschreiben und Gutachten der Lehrer/Dozenten).
Muss man als Bewerberin bzw. Bewerber in der jüdischen Gemeinde aktiv sein?
Du solltest der jüdischen Gemeinschaft angehören oder ein Studium im Bereich der jüdischen Studien anstreben, aber eine aktive Beteiligung ist nicht gefragt.
Wie sieht deiner Meinung nach eine erfolgreiche Bewerbung aus?
Ich finde eine reflektierte Bewerbung am wichtigsten. Es ist klar, die finanzielle Förderung ist attraktiv, aber was spricht einen sonst an dem Studienwerk an. Warum ist gerade dieses Studienwerk das richtige für dich?
Möchtest du Schülerinnen, Schülern und Studierenden – die als Erste in ihrer Familie studieren (wollen) – noch etwas mit auf den Weg geben?
Manchmal ist es schwer als erster einen neuen Weg anzustreben, aber es lohnt sich! Ein Stipendium kann euer Studium bereichern. Man erhält so viele Möglichkeiten und wird Teil eines vielseitigen Werks, welches nicht nur dein Studium, sondern darüber hinaus auch dich als Menschen bereichern kann und wird. Deshalb möchte ich allen ans Herz legen, keine Angst vor der Bewerbung zu haben, sich Gedanken zu machen welches Studienwerk am besten zu einem passt und sich einfach zu bewerben! Ein Versuch schadet nie!

(Interview: Mai 2018)

 

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