Talent im Land
Name: Yannic Selonke
Alter: 20 Jahre
Stadt: Schwäbisch Gmünd
Stipendium: www.talentimland.de (Jahrgang 2015)
Yannic, du warst während deiner Schulzeit Stipendiat von Talent im Land (TiL) und hast ein Schülerstipendium erhalten. Wie bist du auf die Idee gekommen, dich dafür zu bewerben?
In der Schule ein Stipendium zu erhalten, dass kennen viele gar nicht und mir ging es ebenso. Ich wusste nichts von TiL, bis ein Lehrer auf mich zugekommen ist. Er fragte, ob dieses Schülerstipendium etwas für mich sei. Ich habe mich daraufhin gefragt: Warum sollten die mich nehmen? Zwei Tage vor dem Bewerbungsschluss habe ich mich dann schließlich doch beworben.
Was hat dich bei Talent im Land schließlich angesprochen?
Es geht bei TiL darum, junge Menschen zu unterstützen, die aufgrund von äußeren Faktoren nicht ihr volles Potenzial entfalten können. Ich hatte gute Noten und dachte mir, dass es andere gibt, denen es schlechter geht und die viel größere Hürden zu überwinden haben.
Letztlich hat mich das Schülerstipendium gedanklich nicht losgelassen. Warum sollte ich die Entscheidung nicht TiL überlassen? Wenn sie mich nicht wollen, werden sie es mir schon sagen und ich habe ja nichts zu verlieren.
Kannst du uns das Schülerstipendium beschreiben?
Das Stipendium richtet sich an Schülerinnen und Schüler aus Baden-Württemberg, die auf ihrem Bildungsweg Hürden zu überwinden haben. Jährlich werden rund 50 Stipendiatinnen und Stipendiaten gefördert. 2015 habe ich die Leute aus meinem Jahrgang kennengelernt und irgendwie war klar: Talent im Land ist wie eine Familie. Das ist einfach toll. Es gibt regionale Gruppen und wir vernetzen uns so untereinander, gehen z.B. ins Kino. Du bekommst immer spannenden Input.
Es gibt eine ideelle und eine finanzielle Förderung. Du denkst, die finanzielle Förderung bringt dir viel mehr als die ideelle Förderung. Ganz ehrlich: Du lernst so viele Menschen kennen und findest einfach Freunde fürs Leben. Da ist ein Gefühl von Verständnis und Respekt. Keiner muss sich verstecken. Jeder darf so sein wie er sich wohlfühlt.
Übrigens existiert auch TiL Bayern für Schülerinnen und Schüler aus Bayern.
Was hat es dir bedeutet, ein Stipendiat zu sein?
Ich war megastolz! Die E-Mail mit der Zusage – mir fiel irgendwie ein Stein vom Herzen. Fast alle fragen sich: Warum ich? Du lernst nämlich beim Bewerbungstag so viele tolle Leute kennen und jeder hätte die Zusage verdient.
Wie wurdest du durch das Schülerstipendium von Talent im Land gefördert?
Wir haben es bereits angesprochen, es gibt eine ideelle und eine finanzielle Förderung in Höhe von 150 Euro. Du erhältst zudem Zuschüsse, z.B. für einen Laptop, neue Arbeitsmaterialien oder die nächste Klassenfahrt.
Die ideelle Förderung ist ganz unterschiedlich, du hast die Möglichkeit an sozialen, künstlerischen und politischen Events teilzunehmen. Du wirst auch durch Praktikamöglichkeiten unterstützt und kannst an unterschiedlichen Seminaren teilnehmen, davon habe ich auch in der Schule profitiert. In einem Sommer konnte ich z.B. als Laborpraktikant arbeiten. Es gibt auch „Abi-Lern-Camps“ und vieles mehr.
Was gefiel dir besonders am Bildungsprogramm?
Sommerakademie! Die ist das Highlight des Stipendiums. Die TiL-Stipendiaten der Kursstufe aus Baden-Württemberg und Bayern kommen eine Woche lang zusammen und haben die Chance, mit Professorinnen und Professoren zu arbeiten. Du besuchst zu einem gemeinsamen Oberthema einen Kurs z.B. in den Bereichen Psychologie, Medizin oder Städteplanung.
Ich mochte auch die selbst organisierten Treffen (SOT), die natürlich einen Bildungshintergrund haben. Du fährst mit den anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten z.B. nach Hamburg. Dabei wird die ganze Fahrt bis hin zu den Sehenswürdigkeiten von einigen aus der Gruppe organisiert.
Welche Erwartungen stellt Talent im Land an die Stipendiatinnen und Stipendiaten?
Du musst deine Noten nachweisen und einen Halbjahresbericht schreiben. Es geht deiner Ansprechperson von TiL vor allem darum, ob du o.k. bist, ob alles in Ordnung ist oder du Unterstützung benötigst.
Welche Voraussetzungen sollten Bewerberinnen und Bewerber für das Schülerstipendium mitbringen?
Wenn du aus Baden-Württemberg kommst, kannst du dich ab der 7. Klasse bewerben. Du solltest nicht älter als 21 Jahre sein und noch mindestens zwei Jahre bis zum Abitur haben. Wenn du das Abitur oder die Fachhochschulreife anstrebst, kannst du dich auch schon von der Realschule oder Werkrealschule aus bewerben.
Du solltest dich im Idealfall außerdem sozial, politisch oder gesellschaftlich engagieren und neugierig sein.
Wie hast du dich engagiert?
Ich war zu der Bewerbungszeit Schülersprecher und bei Schülermitverantwortung (SMV) aktiv. SMV, da unterstützen wir in der Schule z.B. bei Veranstaltung mit der Technik oder planen eine Schulparty. Ich habe hin und wieder auch Nachhilfe gegeben und gehörte zur Ersthelferbereitschaft der Schule.
Für die Bewerbung sind auch ein Motivationsschreiben und eine Stellungnahme eines Lehrers/ einer Lehrerin notwendig. Was ist das genau?
In meiner Bewerbung musste ich meinen groben Lebenslauf einreichen und meinen typischen Tagesablauf beschreiben. Im Motivationsschreiben geht es dann um die Fragen: Warum bewerbe ich mich auf das Schülerstipendium? Wie sieht mein Alltag aus? Ich denke, es ist eine Selbsteinschätzung.
Für die Stellungnahme sprichst du dann eine Lehrerin oder einen Lehrer deines Vertrauens an. Dahinter steht die Frage: Wie sehen mich andere?
Wie verlief dein Auswahlverfahren für das Stipendium?
In die Bewerbung muss man Zeit investieren und es gibt drei Schritte:
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Du meldest dich erst einmal an und füllst dein Bewerbungsprofil aus. Auf der Internetseite findest du dazu auch Infos: https://talentimland.de/bewerbung.
Dieser Schritt muss bis zum 31. März abgeschlossen sein. Für einige Informationen brauchst du auch die Unterstützung deiner Eltern, z.B. beim Thema Arbeit. -
Wenn du da weiterkommst, ist der zweite Schritt der zeitintensivste: Hier reichst du dein Motivationsschreiben und deinen Lebenslauf ein.
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Wenn du das auch geschafft hast, wirst du zu einem Auswahltag eingeladen. Der hat Spaß gemacht, auch wenn ich nicht wusste, was auf mich zukommt. Es gibt Gruppenaufgaben und ein persönliches Gespräch.
Wie sieht deiner Meinung nach eine erfolgreiche Bewerbung aus?
Die Frage ist schwer zu beantworten: Du solltest so sein wie du bist! Sei ehrlich, sei du selbst und sei auch ein bisschen stolz auf dich, denn das darfst du sein.
Mir fällt hier noch eines ein: Sei offen für was Neues!
Möchtest du zukünftigen Bewerberinnen und Bewerbern noch etwas mit auf den Weg geben?
Du hast die besten Chancen, wenn du so bist, wie du bist.
Ich möchte auch allen Mut machen, sich ein zweites Mal zu bewerben, wenn es beim ersten Mal nicht geklappt hat. Das hatte vielleicht gar nichts mit dir zu tun, sondern jemand anderes brauchte gerade mehr Unterstützung. Versuch es bitte einfach noch einmal!
Wir haben zum Schluss noch eine Frage: Wie geht es jetzt für dich weiter?
Ich habe letztes Jahre meinen Schulabschluss gemacht und arbeite gerade, um für mein Studium etwas Geld zu verdienen. Los geht es dann im Herbst!
(Interview: Februar 2018)
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